Sonntag, 6. April 2014

Lebenslanges Arbeiten

xEs gibt Dinge, die den Menschen unter den Nägeln brennen und über die die Politik nicht sprechen und die Massenmedien nicht berichten wollen. Schon seit langem ist es in unserer Politik so weit gekommen, dass Themen dann aufgegriffen werden, wenn man sich einen politischen Vorteil davon verspricht, nicht aber, wenn sie von Bedeutung sind. Dass mit unserer Welt und unserer Gesellschaft immer mehr nicht mehr stimmt, dass die Welt der politischen Führer immer mehr hin zu einer Scheinwelt verkommt und mit der tatsächlichen Wirklichkeit, mit der Wahrheit über die Welt, nichts mehr zu tun hat, leuchtet allmählich immer größeren Gruppen der Bevölkerung ein. Die jüngsten Entscheidungen aller Art sprechen wieder einmal eine klare Sprache. Immer mehr Menschen spüren es, dass sie für dumm verkauft  werden und dass die tatsächlichen Probleme der Welt, gerade auch des Westens, weitaus größer sind, als wir uns das meist eingestehen wollen und dass wir vor allem über keine fähigen Führer verfügen, die in der Lage sind Lösungen zu erarbeiten, geschweige denn solche umzusetzen. Wir spüren es und unsere Gefühl täuscht uns nicht, mag noch so viel rationalisiert werden, von allen möglichen Experten und Beratern jeglicher Art. Reif zu sein, ein erwachsener Mensch zu sein, heißt auch das Stadium hinter sich zu lassen auf Experten hören zu müssen. Und glücklicherweise werden in diesem Sinne immer mehr Menschen reif!

DAS TRADITIONELLE LEBENSMODELL
Eine ganz wichtige Änderung, die inzwischen in den entwickelten Gesellschaften des Westens immer deutlicher wird, ist jene des Lebens- bzw. Lebenszeitmodells. Die alten Vorstellung, die leider immer noch von vielen wohlmeinenden Eltern und Lehrern und dergleichen ihren Kindern vermittelt werden, funktionieren nicht mehr. Diese traditionellen Vorstellungen könnte man zusammenfassen mit: "Geh zur Schule, schreibe gute Noten, erwirb eine möglichst hohe akademische Ausbildung, suche dir einen guten Job in einem angesehenen Unternehmen und genieße dann den üppigen Ruhestand im Alter, den du dir redlich verdient hast." Das neue Rezept für das Leben müsste nun für unsere Zeit jedoch lauten: "Erkenne dich selbst, finde heraus, was dich fasziniert, bring es darin zur Meisterschaft und tu' dein ganzes Leben nichts anderes mehr!"

Im herkömmlichen, uns allen vertrauten, Lebensmodell geht es darum, dass der Mensch die ersten 20, 25 oder 30 Jahre seines Lebens mit Schule und Ausbildung verbringt. Darauf folgt das Berufsleben, das irgendwo zwischen 30 und 45 Jahren bei den meisten dauert. Dies ist also die Phase "Beruf", die sich an die erste Phase "Ausbildung",  die man auch als Lernphase bezeichen könnte, anschließt. Dann folgt ab etwa dem 60 bzw. 65 Lebensjahr die Phase 3, jene des Ruhestanden, bzw. der Rente/Pension. Das ist das Modell nach dem die meisten heute noch  leben und das immer noch in den Köpfen der Menschen als "Ideal" vorherrscht. Das ist kein Wunder, denn die Menschen wurden vom Staat zu diesem System erzogen und es hat sich lange Zeit, vor allem als wir noch in  einer Industriegesellschaft lebten, bewährt.

Nun aber haben sich die Umstände gewandelt und immer größere Probleme tauchen an allen Ecken und Enden auf. Pensionsregelungen werden verschärft, das Pensionsantrittsalter erhöht, Pensionen gekürzt, Durchrechnungszeiträume ausgeweitet, Steuern und Abgaben eingeführt und so weiter. Man verkauft dies den Menschen zwar in kleinen Portionen, doch zusammengerechnet ergibt sich daraus eine fortschreitende Verschlechterung der Situation  der nicht mehr arbeitenden Bevölkerung. Noch schreit das Volk nicht, denn man hat es gut verstanden die "Gans" zu rupfen, ohne dass sie schreit, indem man ihr die Federn nicht auf einmal, sondern nach und nach herausrisst. Doch  der Staat hat überhaupt keine andere Wahl, seine Verschuldung steigt immer weiter, die Kosten (Altersbetreuung,
Pflegebetreuung, Krankheitskosten etc.) steigen unaufhörlich, die Beiträge der "Jungen" können damit nich schritthalten.  Es führt kein Weg daran vorbei, wir müssen erkennen, dass das herkömmlich Dreiphasenmodell nicht mehr aufrecht  zu erhalten ist - ganz egal wer gerade an der Regierung ist.

EIN NEUES LEBENSZEITMODELL
Vor die großen Probleme gestellt, die das traditionelle Lebensmodell immer schwerer umsetzbar machen, stellt  sich die Frage, wie der einzelne und die Gesellschaft als Ganzes darauf regieren sollen. Fest steht, dass die Politiker  diese Probleme nicht lösen werden; sie werden uns auch keinen reinen Wein einschenken. Auf sie zu vertrauen  ist unsinnig. Die einzige Lösung besteht darin, indem die Menschen sich selbst hilft.  Dass lebenslanges Lernen heute notwenig ist, das pfeifen die Spatzen schon lange von den Dächern, doch  erstaunlicherweise traut sich bisher niemand konsequent weiterzudenken. Wofür lernen wir denn? Teilweise für  uns selbst, doch das ist für die Gesellschaft nicht der springende Punkt. Im Wesentlichen geht es der Gesellschaft  nämlich darum, dass das Gelernte des einzelnen ihr wieder zugute kommt, indem der einzelne durch seine Leistungen  die Gesellschaft bereichert, was in der Regel durch das geschieht, was man Arbeit nennt.

Arbeit ist eine großartige Möglichkeit seine Zeit zu verbringen, denn was man tun soll, bis man stirbt, womit man seine Zeit verbringen soll, gehört zu den größten Problemen des Menschen im Leben. Gäbe es die Arbeit nicht, wären  die psychiatrischen Kliniken voller Menschen, die an Depression, Sinnlosigkeit und Langeweile litten. Die  Forderung lebenslang zu lernen ist nur die eine Seite der Medaille, die andere ist das lebenslange Arbeiten. Dieses wird in Zukunft notwendig sein, denn das Pensionssystem wird bald nicht mehr in der Lage sein Renten zu bezahlen, von denen ein Mensch noch vernünftig leben wird können. Wahrscheinlich wird die durchschnittliche Rente irgendwo  im Bereich der Sozialhilfe liegen oder das derzeitige Beitragssystem wird ersetzt durch ein "Volkspensionssystem", bei dem jeder Bürger bei Erreichen eines bestimmten Alters vom Staat eine gewisse Summe Geld erhalten wird. Für alles weiter muss der einzelne dann selbst sorgen. Über ausreichende Ersparnisse oder private Pensionen werden aber nur die wenigsten verfügen, denn die meisten Menschen verdienen nicht genug, als dass es sich rentieren würde, privat vorzusorgen und schon gar nicht werden sie dadurch die "Pensionslücke" auffüllen können, selbst wenn sie sehr früh zu sparen beginnen. Die Finanzkrise hat hier vielen die Augen geöffnet in Punkto Kapitalsicherheit und zu erwartende Renditen!  Es wird in  jedem Fall eine "Verlierergeneration" geben, eine die weitaus mehr in das alte Pensionssystem einbezahlt hat, als sie an Rente herausbekommen wird. Die sozialen Unruhen und Verwerfungen, die Klagen und politischen Schwierigkeiten, die daraus entstehen werden, sind etwas, das man sich jetzt noch gar nicht vorstellen mag.

Dennoch gibt es Grund zur Hoffnung und diese besteht darin, dass sich der Bürger überhaupt frei macht vom Staat und allen möglichen, ihn kontrollierenden, Umstände, so dass er sein Schicksal wirklich in die Hand nimmt (bisher war dies ja meist nur ein Lippenbekenntnis). Aus diesem Grund ist es notwendig, dass der einzelne über sich selbst sehr gut Bescheid weiß, dass er seine Neigungen, Talente, Stärken und Schwächen genau kennt und schon in jungen Jahren  diese ausbildet, um in seinem jeweiligen Fach Meisterschaft zu erlangen. Es ist wichtig das Lernen als das höchste  Gut aufzufassen und Arbeitsstellen vor allem aus diesem Gesichtspunkt heraus zu betrachten. Meist verfehlen Menschen ihre Berufung im Leben deshalb, weil sie aus den falschen Motiven heraus einen Job annehmen oder einen Beruf erlernen: Geld, Ansehen, Beziehungen, Erwartungen anderer etc. Diese Fallen muss man meiden und gerade junge Leute müssen lernen zu lukrativen Jobs "Nein" zu sagen, wenn sie nicht ihrer Lebensaufgabe entsprechen. Warren Buffett sagte über Leute, die angesehene Jobs annehmen, um ihren Lebenslauf aufzufüllen: "Einen angesehenen Job anzunehmen, um den  Lebenslauf aufzupolieren, ist wie wenn man Sex für den Ruhestand aufsparen würde." In Zukunft wird es ratsam sein nur solche Jobs anzunehmen, die einem auf dem Weg der Lebensmission weiterhelfen, nur für sich selbst zu arbeiten und eine Sache so gut zu beherrschen, dass man mit ihr verschmilzt, so dass auch der durchschnittliche Arbeitnehmen bei seiner Arbeit eine Beziehung zu dieser hat, wie ein Künstler bei der Erschaffung eines Werkes zu diesem. Arbeit sollte Freude machen, sollte sogar ein Genuss sein; die verdrehte Vorstellung Freizeit sei besser als Arbeit und jeder freue sich nur auf diese, muss verschwinden. Ist Arbeit zur Berufung geworden, dann verschmilzt sie mit allen anderen Bereichen des Lebens, sie wird niemals langweilig und man möchte ohnehin nie etwas anderes tun. Unter dieser Voraussetzung wird auch  lebenslanges Arbeiten nicht nur möglich, sondern sogar zu einer sehr erfreulichen Entwicklung. Denn wäre die Arbeit eine Plackerei, eine Maloche, dann wäre es unzumutbar sie lebenslang ausüben zu müssen, dann gäbe es zwischen "freiwilliger" Arbeit und Zwangsarbeit keinen Unterschied!

Nicht zu vergessen ist auch die Freizeit, die in Zukunft auch schon in jüngeren Jahren einen immer größeren Teil der Lebenszeit einnehmen wird - von der "Freizeitgesellschaft" wurde ja bereits vor vielen Jahren zum ersten Mal gesprochen. Der Bereich Freizeit gehörte bisher vor allem in die ersten Lebensjahrzehnte (Kinder und junge Leute) und ins Leben der Pensionisten. In Zukunft werden auch Menschen zwischen 20 und 60 über weitaus mehr Freizeit  verfügen, als zum jetzigen Zeitpunkt und sie werden es auch brauchen, denn neben lebenslangem Lernen und  lebenslangem Arbeiten, wird sich auch lebenslange Freizeit einstellen müssen, sonst wird das System unmenschlich. Zusammenfassend ist also zu sagen, dass das neue, das zukünftige Lebenszeitmodell über das gesamte Leben  hinweg über alle drei Komponenten Lernen, Arbeiten und Freizeit verfügen wird, die zwar hin uns wieder von Schwankungen geprägt sein werden, im wesentlichen jedoch in jedem Alter (bis auf die Kinderarbeit) sehr stark  sein werden. 

Es ist inzwischen eine Binsenweisheit, dass in der westlichen Welt die Fähigkeit der Gesellschaften sich selbst zu  reproduzieren immer geringer wird. Die Willigkeit Kinder zu bekommen und großzuziehen ist auf einem  Allzeittief angelangt und die Versuche der Politik dem entgegenzusteuern, bleiben meist unwirksam. Gerade  Leute mit höherer Ausbildung haben signifikant weniger Kinder, als jene, deren Ausbildungsniveau weniger  hoch ist. Das führt dazu, dass immer mehr Akademiker mit ihren hohen Sozialbeiträgen die Kinder von nicht  oder wenig arbeitenden Menschen finanzieren. Gerade im Falle von gut ausgebildeten Frauen führt dies nicht  selten zu deren Empörung, wenn sie erfahren, dass sie mit ihren Beiträgen Mütter und deren Kinder finanzieren, die keiner Arbeit nachgehen und sich ganz auf die Mutterrolle verlegen - und dies aus tiefster Überzeugung heraus. Die moderne Art der Ablehnung der Mutterrolle ist oft eine Ratiionalsierung des Neides auf das Glück, das Müttern von Natur aus beschert ist. Unsere Gesellschaft wird nicht umhin kommen Kinder als etwas noch viel Wertvolleres ansehen zu müssen, als dies zum jetztigen Zeitpunkt bereits der Fall ist. Kinder zu kriegen und aufzuziehen wird in Zukunft zu einer sehr respektablen Tätigkeit werden müssen, die nicht nur hoch im gesellschaftlichen Ansehen steht,  sondern von der Gesellschaft auch noch finanziell gut dotiert werden wird müssen. Ja es ist nicht unwahrscheinlich, wenn  eine Frau, die lebenslang eine "Vollzeitmutter" ist, sowohl was das gesellschaftliche Ansehen, als auch ihre finanzielle Versorgung betriff, etwa gleichgestellt ist mit einer Anwältin oder Ärztin. Die Zeit der Ideologien ist vorbei, heute regieren immer mehr die Notwendigkeiten und vor diesen muss jede Vorstellung weichen.

Wir brauchen einen Arbeitsmarkt, der nach oben hin keine Altersgrenze kennt. Dabei geht es nicht darum einen "zweiten" Arbeitsmarkt zu schaffen, auf dem man dann die nicht oder nicht mehr Vermittelbaren unterbringt, sondern um eine Ausweitung des bestehenden Arbeitsmarktes auf alle Altersgruppen. Neben der Aufwertung der Gruppe der Kinder, die oben bereits angesprochen wurde, muss auch eine Aufwertung der älteren Bevölkerung  treten, die Verherrlichung der Jugend muss ein Ende haben. Im Idealfall schaffen wir es, dass es innerhalb der Gesellschaft keine Unterschiede mehr zwischen Menschen verschiedener Altersgruppen gibt. Nach dem derzeitigen Stand der Gesellschaft genießen jene, die über am meisten Macht und Geld verfügen das meiste Ansehen; das ist vor allem die arbeitende Bevölkerung zwischen 30 und 65; Kinder Jugendliche und ältere Menschen schneiden dabei weitaus schlechter ab. Im neuen Lebenszeitmodell würden alle Altersgruppen über den gleichen Respekt der Gesellschaft verfügen. Dadurch würden einige sozialen Konflikte wegfallen, die uns heute noch große Probleme bereiten.

Weiters muss ein Umdenken in der Gesellschaft geschehen, dahingehend, dass der Mensch wieder in den  Mittelpunkt von allem rückt, dass der Mensch wieder höchster Zweck, und zwar höchster Selbstzweck wird! Das heißt, dass der Mensch keinem wirtschaftlichen oder sonstigen Profit mehr untergeordnet werden darf und die Wirtschaft von der Notwendigkeit ständig wachsen zu müssen entkoppelt wird. Ein Wirtschaft- und Gesellschaftssystem ist dann als gut zu betrachten, wenn es die wahren (nicht-neurotischen) Bedürfnisse des Menschen erfüllt - kurz: wenn es um die Natur des Menschen und deren Befriedigung herum arrangiert wird. Nur so haben wir eine Chance die Trennung der Menschen untereinander zu überwinden und zu einer von Vernunft, Liebe und wahrer Schöpferkraft geprägten Gesellschaft zu werden.








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